Für dicke Beine kannst Du nichts!

Das Lipödem und seine Behandlung:

Das Lipödem ist eine relativ unbekannte, aber ernstzunehmende Erkrankung,
die Millionen von Menschen (mehrheitlich Frauen) weltweit betrifft. Es handelt
sich beim Lipödem um eine Fettverteilungsstörung, durch die Beine und
seltener auch Oberarme massiv an Umfang zunehmen. Neben Schmerzen
und körperlichen Beeinträchtigungen führt dies sehr häufig auch zu
seelischen Problemen. In diesem Blogartikel werden wir das Lipödem näher
beleuchtend wertvolle Hinweise geben – von den Symptomen bis zur
Behandlung.

Wer kann ein Lipödem bekommen?

Die Krankheit betrifft fast ausschließlich Frauen. Etwa 10% der erwachsenen
Frauen in Deutschland erhalten in ihrem Leben die Diagnose „Lipödem“. Man
geht zudem von einer hohen Dunkelziffer bzw. Zahl an Fehldiagnosen aus.
Denn: Noch immer wird das Lipödem übersehen oder Betroffene suchen erst
gar keine Hilfe, da sie sich selbst als übergewichtig oder gar adipös einstufen.

Was ist ein Lipödem?

Ein Lipödem ist eine chronische Erkrankung, bei der sich Fettzellen
unverhältnismäßig in Beinen, Hüften, Gesäß und manchmal auch in den
Armen ansammeln. Charakteristisch ist hierbei, dass die betroffenen Stellen
optisch so gar nicht zum restlichen Körper passen wollen. Im Gegensatz zur
üblichen Gewichtszunahme verteilt sich das Fett beim Lipödem
ungleichmäßig, was zum Beispiel zu “Säulenbeinen” führt.

Was sind die Uraschen des Lipödems?

Die Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, es fällt aber auf, dass
Lipödeme häufig nach hormonellen Veränderungen wie Pubertät,
Schwangerschaft oder den Wechseljahren auftreten. Auch genetische
Faktoren und Fehlfunktionen der Schilddrüse könnten eine Rolle spielen.

Welche Beschwerden habe ich bei einem Lipödem?

Die Symptome eines Lipödems sind vielfältig und können von Person zu
Person variieren. Zu den häufigsten Beschwerden gehören:

  •  Schmerzen und Druckempfindlichkeit in den betroffenen Bereichen.
  •  Schwellungen, die im Laufe des Tages zunehmen.
  •  Häufige blaue Flecken und leicht verletzte Haut.
  •  Cellulite-ähnliche Dellen und Unebenheiten in der Haut.
  •  Eingeschränkte Beweglichkeit aufgrund des zusätzlichen Gewichts.

Gibt es einen Lipödem Test?

Einen klassischen Lipödem Test gibt es nicht in der Form wie einen Schwangerschaftstest oder dergleichen.

Jedoch gibt es Anhaltspunkte und Symptome, die durchaus von den Betroffenen selbst erkannt werden können ohne einen speziellen Lipödem Test.

  1. Man hat ein Mismatch zwischen dem Volumen der Extremitäten zum Rumpf- was in einfachen Worten bedeutet: meine Beine sind im Verhältnis zu Buch und Po einfach viel zu dick.
  2. Sport bringt relativ wenig- obwohl er wichtig ist die Progression zu verlangsamen.
  3. Man bekommt leicht blaue Flecken an den Beinen und Armen ohne ein adäquates Trauma.
  4. Die Beine/Arme sind druckschmerzhaft.
  5. Am Ende des Tages hat man das Gefühl, dass die Beine massiv geschwollen sind.

Bei diesen Symptomen, die man selber im Auge behalten kann, ist es durchaus ratsam professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und nicht nach einem Lipödem Test zu suchen. Eine Untersuchung beim Fachmann/Fachfrau sollte da für Klarheit sorgen.

Wie stellt ein Arzt die Diagnose „Lipödem“?

Bei vielen Patienten dauert lange, bis überhaupt die Diagnose korrekt gestellt
wird. Hierzu bedarf es eines erfahrenen Arztes, da eine Gewichtszunahme
grundsätzlich auch auf andere Erkrankungen zurückgeführt werden kann. Ein
Facharzt für dieses Gebiet erkennt ein Lipödem jedoch häufig auf den ersten
Blick.
Zunächst wird zur Diagnosefindung immer eine vollständige Erhebung der
Krankheitsgeschichte (Anamnese) in der Praxis durchgeführt, gefolgt von einer
eingehenden körperliche Untersuchung. Bei dieser werden die betroffenen
Körperregionen durch Abtasten (Palpation) geprüft. Bereits durch diese
Untersuchungen kann bei entsprechender Expertise des Arztes mit hoher
Sicherheit eine Diagnose gestellt werden.

Gibt es unterschiedliche Formen des Lipödems?

Wir unterscheiden drei Typen des Lipödems und zwar nach ihrer
Lokalisation:

Oberschenkel-Typ (“Reiterhosen”):

Hüften und Oberschenkel sind betroffen.

Unterschenkel-Typ (“Bundhosen”):

Hüften, Oberschenkel und zusätzlich
Unterschenkel sind betroffen.

Knöchel-Typ (“Pumphosen”):

Hüften, Oberschenkel und zusätzlich die
Unterschenkel bis zu den Knöcheln sind betroffen. Hier bilden sich zudem
Fettkragen, die an den Knöcheln hinab hängen.

Analog zum Muster der Beine verteilt sich das Fett üblicherweise auch an
den Armen.

Gibt es verschiedene Schwergrade der Erkrankung?

Ein Lipödem ist eine progrediente Erkrankung, die nicht geheilt, sehr wohl
aber behandelt werden kann.

Die Stadien des Lipödems sind wie folgt klassifiziert:

  • Stadium 1: kleine Knötchen, reversible Schwellungen, die Hautoberfläche ist
    noch glatt
  • Stadium 2: zunehmende, bis walnussgroße Knoten, bleibende Schwellungen,
    optisch erinnernd an Orangenhaut
  • Stadium 3: deformierende Fettansammlungen, große Knoten, ausgeprägte
    Fettvermehrung mit zusätzlichen Fettkragen

Habe ich ein Lipödem oder Übergewicht beziehungsweise Adipositas?

Adipositas ist starkes Übergewicht, das die Gesundheit beeinträchtigen kann.
Zur Diagnostik wird unter anderem der Body-Mass-Index (BMI)

herangezogen, der allerdings nur erste Hinweise gibt. Übergewicht beginnt
ab einem BMI von 25, Adipositas bei 30. Noch wichtiger ist allerdings der
Bauch-Größen-Quotient, bei dem der Taillenumfang durch den Hüftumfang
geteilt wird. Da Lipödem-Patientinnen häufig einen geringen Bauchumfang
haben, können auch über diesen Quotienten valide Aussagen getroffen
werden. Adipositas dagegen betrifft meist vor allem den Rumpf, der beim
Lipödem nicht betroffen ist.

Die psychischen Probleme durch das Lipödem:

Das Lipödem kann nicht nur physisch, sondern auch emotional belastend
sein. Viele Betroffene leiden unter einem starken Druck der Gesellschaft, weil
sie glauben, gängigen Vorstellungen nicht zu entsprechen. Dies kann zu
Depressionen, Angstzuständen und einem geringen Selbstwertgefühl führen.
Es ist wichtig, immer wieder zu betonen, dass das Lipödem keine Folge von Fresswut und
Übergewicht ist sondern die Betroffenen keine Kontrolle über die zunehmenden Fettansammlungen
haben.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es beim Lipödem?

Die Behandlung eines Lipödems kann komplex sein und erfordert eine
individuell angepasste Herangehensweise. Die Therapie richtet sich auch nach
dem Stadium der Erkrankung.
Zunächst wird eine konservative Therapie angestrebt.
Hierbei werden Maßnahmen wie manuelle Lymphdrainage,
Kompressionskleidung und physiotherapeutische Verfahren angewandt, um
die Symptome zu lindern. Ausserdem sollte regelmäßig Sport getrieben werden und sicherlich ist eine gesunde Ernährung auch von Vorteil. Die konservative Therapie zielt darauf ab, das Gewebe zu entstauen.

Sollte es auf diesem Weg zu keiner Besserung gekommen sein, kann in
schweren bis sehr schweren Fällen eine Fettabsaugung in Erwägung
gezogen werden, um die Fettansammlung zu reduzieren. Wir wenden hier
regelmäßig die Wasserstrahl-Assistierte Liposuktion (WAL) an, die als
Goldstandart der Liposuktion des Lipödems gilt. Die Wasserstrahl-Assistierte Liposuktion,
ist ein minimalinvasives Verfahren zur Fettentfernung. Bei dieser Methode
wird über einen kleinen Zugang zunächst ein feiner Wasserstrahl in das
Gewebe eingebracht, um überschüssiges Fettgewebe sanft zu lösen. Dieses
Fettgewebe wird dann simultan abgesaugt und so kann man sehr genau und punktuell arbeiten. Der Vorteil besteht darin, dass
das umliegende Gewebe geschont wird, was zu weniger Schwellungen und
Blutergüssen führt. Mit Hilfe dieses Verfahrens erreichen wir eine präzisere
Konturierung und eine schnellere Genesung im Vergleich zu herkömmlichen
Liposuktionstechniken.

Werden die Kosten einer Liposuktion von den gesetzlichen
Krankenkassen erstattet?

Seit 2020 werden in schweren Fällen des Lipödems (Stadium III) Kosten für
eine Fettabsaugung von manchen gesetzlichen und auch privaten Krankenkassen
übernommen. Bedingung ist allerdings, dass zuvor alle konservativen
Bemühungen zu keinem Erfolg geführt haben. Die konservative Therapie
muss mindestens sechs Monate lang durchgeführt worden sein und
Verfahren zur Entstauung des Gewebes umfasst haben. Zusätzlich muss der
BMI der Patientin unter dem Wert von 35 liegen.

Ein Satz zum Schluss:

Die Sensibilisierung der Gesellschaft für das Lipödem ist von entscheidender
Bedeutung, um Vorurteile und Stigmatisierung abzubauen. Es ist wichtig zu
betonen, dass das Lipödem keine Folge von mangelnder Willenskraft oder
Disziplin ist. Betroffene sollten ermutigt werden, professionelle Hilfe in
Anspruch zu nehmen und sich mit anderen auszutauschen, die ähnliche
Erfahrungen machen.
Insgesamt ist das Lipödem eine ernsthafte Erkrankung, die weitreichende
Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen haben kann. Durch mehr
Forschung, bessere medizinische Versorgung und verstärkte Aufklärung
können wir dazu beitragen, das Leben der Menschen, die mit dieser
Erkrankung leben, zu verbessern.
Sollten Sie betroffen sein oder eine fundierte Diagnose benötigen, scheuen
Sie sich nicht, uns zu kontaktieren. Wir helfen gern!

Dieser Blogbeitrag soll als Informationsquelle dienen und ersetzt nicht die medizinische Beratung. Wenden Sie sich gern an unsere Facharztpraxen in Wiesbaden oder Kelkheim, wir beraten Sie in Ruhe und besprechen mit Ihnen, welche Infusion für Sie angemessen und angebracht ist. 

Die Behandlung mit Immun-Booster

im Video