Es sind nicht einfach dicke Beine. Das Lipödem ist eine Krankheit, die starke Schmerzen verursacht und für Betroffene grosses Leid bedeutet. Sie betrifft ausschliesslich Frauen und tritt häufig zusammen mit Hormonveränderungen auf. Nie vor der Pubertät, häufig bei Schwangerschaften, nach gynäkologischen Eingriffen oder Behandlungen (Pille) sowie in den Wechseljahren.

Welche Fragen werden gestellt? :

Warum sind meine Beine so dick?

Schmaler Oberkörper dicke Beine- Warum?

Woher kommen die unerträglichen  Spannungsschmerzen und das Druckgefühl in den Beinen?

Viele Frauen haben einen langen Leidensweg hinter sich, bevor ein Arzt die krankhafte Fettverteilung als Lipödem diagnostiziert und kompetent abgrenzt, gegen andere Erkrankungen wie Polyneuropathien, Lymphödeme oder Venenschwächen.

Wie kann es zum Lipödem kommen?

Beim Lipödem vermehren sich die Fettzellen unverhältnismäßig stark. Man geht davon aus, dass das weibliche Östrogen hierfür verantwortlich ist. Auch genetische Vorbelastungen wurden beschrieben. Die Fettverteilungsstörung beim Lipödem betrifft in 90 Prozent der Fäll die Beine, und zwar beide Beine in gleichem Maße Vor allem die Oberschenkel sind sehr dick und scheinen optisch nicht zur Taille zu passen. Auch die Unterschenkel können betroffen sein. In jedem Fall wirken die Beine wie Säulen.

Wie merke ich, dass ich ein Lipödem habe?

Die Leitsymptome sind zum einen optischer Art: Die Beine (oder Arme) wollen optisch nicht zum restlichen Körper passen. Sie sind links und rechts unproportional dick. Hinzu kommen die beschrieben Schmerzen sowie ein starkes Spannungsgefühl. Cellulite ist häufig ebenfalls ausgebildet, ist jedoch kein eindeutiges Indiz für ein Lipödem. Viele Patientinnen neigen zudem zu blauen Flecken und können die Schmerzen durch keinerlei Aktivität oder Schonung mildern. Besonders schlimm sind die Beschwerden im Sommer und auch bei Flugreisen.

Können Lipödeme auch an den Armen auftreten?

In den meisten Fällen, die wir in unsrer Praxis sehen, sind die Arme zusätzlich zu den Beinen betroffen. Auch hier können sowohl Ober- als auch Unterarme betroffen sein. In der Regel sind die Schmerzen in den Beinen der Grund, für den Arztbesuch. Wird hier zunächst an ein Venenleiden gedacht, werden die Arme oft gar nicht gesehen und das Lipödem später eher mit den Beinen in Verbindung gebracht.

Wie wird das Lipödem diagnostiziert?

Die Schilderung der Beschwerden sowie ein eingehende Untersuchung mit Begutachten und Abtasten bringen den erfahrenen Arzt verlässlich zur richtigen Diagnose. Das Lipödem tritt in der Regel im Alter zwischen 20 und 30 Jahren auf und neigt dazu, sich zu verschlimmern. Es gibt zahlreiche Fälle, in den sich das Lipödem häuft, es gibt aber auch solche Patientinnen, bei denen es spontan entsteht. Wichtig ist zu wissen, dass das Lipödem keine Krankheit der Übergewichtigen ist. Es betrifft ebenso schlanke Frauen wie fettleibige. 

Wichtig ist die Abgrenzung zur Extremitäten-Lipohypertrophie. Diese sieht dem Lipödem sehr ähnlich, ist jedoch im Gegensatz zum Lipödem nicht schmerzhaft. Sie gilt daher als Variante der Körperform und nicht als Krankheit und wird auch „das dicke Bein der gesunden Frau“ genannt. Allerdings, das sollte man im Auge behalten, kann aus der Extremitäten-Lipohypertrophie im Laufe von Jahren ein Lipödem werden. Stellt sich die Abgrenzung als ungewöhnlich diffizil heraus, können bildgebende Verfahren zu Rate gezogen werden.

Ist ein erhöhter Body-Mass-Index (BMI) ein Indiz für ein Lipödem?

Der BMI fällt beim Lipödem grundsätzlich erhöht aus, ist aber als Diagnosekriterium ungeeignet. Wichtiger sind uns das Verhältnis von Taillen und Hüfte (schmale Taille – bereite Hüfte) sowie ein Messung des Umfangs der Extremitäten.

Gibt es verschiedene Ausprägungen des Lipödem?  Ja, wir unterteilen das Lipödem in 3 Stadien:

Die drei Stadien der Krankheit:

Stadium 1 zeigt sichtbare Reiterhosen, die Haut ist noch glatt.

Wird sie mit zwei Fingern zusammengeschoben, zeigt sich eine Orangenhautstruktur. Das Unterhautfettgewebe ist dick und weich und zeigt knotige Strukturen an Oberschenkeln und Knien.

Im Stadium 2 sind die Reiterhose stärker ausgeprägt und eine grobstrukturige Hautoberfläche mit starken Dellen ist zu sehen. Das Unterhautfettgewebe ist dick, aber noch einigermaßen weich.

Ein stark vergrößerter Körperumfang zeigt sich im Stadium drei.

Große, hängende Fettlappen, Scheuerwunden an den Innenseiten der Oberschenkel und X-Beine machen dieses Stadium aus.

Was kann ich selbst gegen ein Lipödem tun?

Das Lipödem ist weder mit Diäten noch mit Sport zu bekämpfen. Es gehört zur Behandlung in die Hände eines Facharztes. Da der Leidensdruck häufig sehr hoch ist und viele Patientinnen sich im Verlauf zurückziehen, empfehlen wir ausserdem immer die Begleitung  in Form von psychologischer Beratung.

Wie wird ein Lipödem behandelt?

Ein ganzheitlicher Ansatz unter Berücksichtigung physischer und psychischer Begleiterscheinungen ist unerläßlich. Wichtig ist vor allem eine Linderung der Symptomatik, während die Formkorrektur ein nachgelagerter Effekt ist. Kombinierte physikalische Entstauungstherapie hilft den Druckschmerz zu lindern und verhinderet Folgeschäden an Haut.Hierzu gehren regelmäßige Lymphdrainagen sowie das tragen Von Kompressionswäsche. Hinzu kommen Physiotherapie sowie spezielle Hautpflege.

Sollten die Beschwerden nach 6 Monaten konservativer Therapie nicht besser geworden sein, besteht die Möglichkeit der operativen Therapie durch Liposuktion.

Wie läuft eine Liposuktion ab?

Die Wasserstrahl-assistierte Liposuktion (WAL) zählt zu den innovativsten Techniken der Fettabsaugung und gilt als Goldstandard.

Das Grundprinzip besteht darin, dass mehrere Liter steriles Wasser mit Medikamenten (Gemisch aus Kochsalzlösung, Adrenalin und Lokalanästhetikum in unterschiedlichen Verhältnissen) in das zu behandelnde Fettgewebe eingebracht werden. Hierdurch wird das Fettgewebe etwas aufgeschwemmt und lässt sich in der Folge besser absaugen/entfernen. Auf diese Art und Weise läuft die Tumeszenzliposuktion ab.

Bei der Methode der Wasserstrahl – Assistierten – Liposuktion werden keine größeren Mengen von Tumeszenzlösung eingebracht. Über einen winzigen Schnitt in der Haut wird eine dünne Absaugkanüle eingebracht. Diese sprüht (ähnlich wie bei einem Hochdruckreiniger) stoßartig Wasser aus und löst damit sanft das Fett aus dem umliegenden Gewebe, das im selben Schritt simultan abgesaugt wird.

Das Gewebe wird somit nicht aufgeschwemmt und das Ergebnis ist schon während der OP besser absehbar. Unregelmäßigkeiten können besser abgeschätzt werden und das Fett wird effektiver mobilisiert. Bei der Lipödem Behandlung werden ebenfalls die Gefäße und das Bindegewebe schonender vom umgebenden Fett befreit als bei einer Tumeszenzliposuktion. Dadurch ist zur Therapie bei Lipödem die WAL Methode empfehlenswert. Abgesaugt werden maximal acht bis zehn Prozent des Körpergewichts. Im Anschluss ist früh mindestens sechsWochen Kompressionswäsche u tagen, ebenso ist Lymphdrainage dringend empfohlen.

Da – wie erwähnt – die Psyche der Patientinnen bei dieser Erkrankung dringend Beachtung finden sollte, empfohlen wir unseren Patientinnen, sich Selbsthilfegruppen anzuschliessen, um im Austausch mit anderen Frauen dem Lipödem besser begegnen zu können.

Take Home Message:

Leider ist das Lipödem als eine chronische Erkrankung anzusehen, die es erforderlich macht immer “am Ball zu bleiben”.

Wenn die konservativen Behandlungsoptionen ausgeschöpft sind bleibt nur die Entfernung des Fettes als letzte Alternative – wobei aber weiterhin auch nach der Operation die konservativen Massnahmen wichtig und sehr relevant sind ( also weiter Sport, wenig Kohlehydrate, viel Bewegung, Kompressionstherapie etc.)

Wenn auch Sie Beschwerden haben, die denen ähneln, die wir hier beschreiben haben: Quälen sie sich nicht länger! Vereinbaren Sie gern einen Termin in unseren Praxen in Wiesbaden oder Kelkheim, wir helfen Ihnen gern.