Ein müder Blick, geschwollene Unterlider und hartnäckige Tränensäcke – viele Menschen leiden darunter, dass sie trotz ausreichend Schlaf und gesunder Lebensweise erschöpft wirken. Wenn Cremes, Massagen und Lymphdrainagen nicht mehr helfen, kann eine operative Unterlidstraffung, auch untere Blepharoplastik genannt, die Lösung sein.

Aber: Tränensäcke sind nicht gleich Tränensäcke, und ebenso vielfältig sind die chirurgischen Methoden, die zur Korrektur zur Verfügung stehen. In diesem Beitrag werfen wir einen detaillierten Blick auf die wichtigsten operativen Verfahren, erklären ihre Unterschiede, Vor- und Nachteile und für wen sie jeweils geeignet sind.

Warum entstehen Tränensäcke?

Tränensäcke entstehen in erster Linie durch den natürlichen Alterungsprozess: Die Haut wird dünner und verliert an Elastizität, das darunterliegende Fettgewebe tritt nach vorne und es kommt zu einer sichtbaren Wölbung. Auch eine genetische Veranlagung, Stress, Schlafmangel oder Flüssigkeitsansammlungen können diese Entwicklung verstärken.

Während leichte Veränderungen oft noch mit nicht-invasiven Methoden behandelt werden können, erfordern ausgeprägte Tränensäcke meist einen chirurgischen Eingriff, um wirklich dauerhaft Abhilfe zu schaffen.

Ziel einer operativen Unterlidstraffung

Eine chirurgische Entfernung der Tränensäcke verfolgt das Ziel, überschüssiges Fett, Haut und gegebenenfalls erschlaffte Muskulatur zu entfernen oder umzuverteilen. Dabei soll der Blick geöffnet und verjüngt werden – ohne den natürlichen Gesichtsausdruck zu verändern. Um dies zu erreichen, stehen verschiedene Schnitttechniken und Herangehensweisen zur Verfügung.

Die wichtigsten operativen Methoden im Überblick

Transkonjunktivale Unterlidstraffung (narbenfrei von innen)

Bei dieser Technik erfolgt der Schnitt an der Innenseite des Unterlids – also durch die Bindehaut (Konjunktiva). Über diesen Zugang kann das vorgewölbte Fettgewebe entfernt oder verlagert werden.

Geeignet für:

Jüngere Patient:innen

Wenig bis kein Hautüberschuss

Vorwölbung des Fettgewebes steht im Vordergrund

Vorteile:

Keine äußerlich sichtbare Narbe

Weniger Schwellung und kürzere Heilungszeit

Geringes Risiko für Lidfehlstellungen

Nachteile:

Keine Straffung der Haut möglich

Nicht geeignet bei stark erschlaffter Haut

Fazit:
Ideal für Patient:innen, die nur unter Tränensäcken leiden, aber keine Falten oder überschüssige Haut im Unterlidbereich haben.

Subziliäre (transkutane) Unterlidstraffung – der klassische Schnitt unter den Wimpern

Hier erfolgt der Schnitt direkt unter dem unteren Wimpernkranz. Durch diesen Zugang kann sowohl das Fettgewebe entfernt oder repositioniert als auch überschüssige Haut gestrafft werden. Gegebenenfalls wird auch der darunterliegende Augenmuskel (M. orbicularis oculi) korrigiert.

Geeignet für:

Ältere Patient:innen mit Hautüberschuss

Tiefe Falten oder stark ausgeprägte Tränensäcke

Kombination aus Hauterschlaffung und Fettvorwölbung

Vorteile:

Haut, Muskel und Fett können gleichzeitig korrigiert werden

Sehr effektive Methode für umfassende Korrekturen

Nachteile:

Sichtbare, wenn auch sehr feine Narbe möglich

Längere Ausfallzeit durch Schwellung und Hämatome

Höheres Risiko für vorübergehende Lidfehlstellungen (z. B. Ektropium)

Fazit:
Die Standardmethode für eine vollständige Unterlidstraffung – besonders geeignet bei reiferer Haut und komplexeren Befunden.

Fettumverlagerung (Fat Repositioning)

Bei der modernen Variante der Unterlidstraffung wird das vorhandene Fettgewebe nicht nur entfernt, sondern bewusst umverteilt. Ziel ist es, die sogenannte „Tränenrinne“ (Tear Trough), also die Übergangszone zwischen Unterlid und Wange, harmonisch aufzufüllen und so ein gleichmäßiges, jugendlicheres Volumen zu schaffen.

Diese Technik wird häufig in Kombination mit der transkonjunktivalen oder subziliären Methode angewendet.

Geeignet für:

Patient:innen mit tiefen Augenringen

Bei eingefallener Tränenrinne (statt Vorwölbung)

Für natürlichere Ergebnisse

Vorteile:

Kein Volumenverlust – stattdessen Umverteilung

Sehr natürliche Ergebnisse

Geringeres Risiko eines „hohlen Blicks“ nach der OP

Nachteile:

Technisch anspruchsvoll

Erfahrung des Chirurgen ist entscheidend

Fazit:
Moderne Methode mit dem Fokus auf Volumenbalance – ideal für alle, bei denen zusätzlich zur Vorwölbung auch eine Einziehung der Lid-Wangen-Region besteht.

Kombinierte Techniken mit Muskelstraffung und Kanthopexie

In manchen Fällen genügt es nicht, nur Haut und Fett zu korrigieren. Gerade bei sehr schlaffem Gewebe oder bei einer anatomisch bedingten Lidinstabilität wird zusätzlich eine Muskelstraffung oder eine sogenannte Kanthopexie (Fixierung des äußeren Lidwinkels) durchgeführt, um das Lid in seiner natürlichen Position zu stabilisieren.

Geeignet für:

Ältere Patient:innen mit sehr weichem Bindegewebe

Zur Vorbeugung von Lidfehlstellungen

Nach Voroperationen oder bei Risikofaktoren

Vorteile:

Sicherere Langzeitergebnisse

Geringeres Risiko eines herabhängenden Unterlids (Ektropium)

Zusätzliche Straffung und Formverbesserung

Nachteile:

Etwas längere Heilungszeit

Höhere operative Komplexität

Maßgeschneiderte Chirurgie für einen wachen Blick

Die operative Entfernung von Tränensäcken ist heute so präzise und individuell wie nie zuvor. Ob narbenfrei von innen, klassisch unter dem Wimpernrand oder in Kombination mit Volumenmodulation – moderne Techniken ermöglichen natürliche, harmonische Ergebnisse ohne maskenhaften Effekt.

Wichtig ist, sich in kompetente Hände zu begeben und gemeinsam mit dem Chirurgen die Methode zu wählen, die am besten zur eigenen Anatomie und zu den ästhetischen Zielen passt. Dann steht einem frischen, offenen Blick nichts mehr im Weg.

Eine Frau die mit einem Finger die überschüssige Haut am Auge etwas hochzieht.